Alarmruf der Heilberufe zur Landespressekonferenz in Brandenburg

Vertreter aller Heilberufe Brandenburgs luden im November zur Landespressekonferenz ein. Der gemeinsame Tenor aus allen Bereichen war eindeutig: Die Versorgung im ländlichen Raum wird sich in den kommenden fünf Jahren in Brandenburg grundlegend verändern.

Berufspolitik
Dr. Dietmar Schröder vertrat die OPK zur Landespressekonferenz der Heilberufe in Potsdam. Foto: Jana Zadow-Dorr

Es sei mit einem zunehmenden Mangel an Haus-, Fach- und Zahnärztinnen und -ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu rechnen. Dies prognostizierte die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, Catrin Steiniger. Sie erläuterte, dass insbesondere die geburtenstarken Jahrgänge nun auch unter den Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in den Ruhestand treten. „Es wird schwierig sein, diese Lücken vollständig zu schließen – insbesondere im ländlichen Raum“, so Steiniger weiter.

Dr. Dietmar Schröder, Vorstandsmitglied der OPK, griff diesen Gedanken im Pressegespräch auf und erläuterte, dass es bereits heute erste Anzeichen dafür gebe, dass freiwerdende Praxissitze in ländlichen Regionen zunehmend schwerer nachzubesetzen sind. Um dieser Entwicklung gezielt entgegenzuwirken, schlug er Kampagnen zur Gewinnung von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten vor – ähnlich wie sie für Hausärztinnen und Hausärzte bereits existieren.

Dabei sei insbesondere die finanzielle Förderung von Praxisübernahmen oder -gründungen auf dem Land eine wirksame Möglichkeit. Solche Unterstützungsangebote ermöglichten einen risikoarmen Einstieg in die freiberufliche Tätigkeit. Eine Praxisgründung – gerade im ländlichen Raum – sei keine Episode, sondern im besten Fall eine Lebensentscheidung, die jedoch Planungssicherheit für die Gründerinnen und Gründer sowie deren Familien erfordere.

Voraussetzung dafür sei eine funktionierende Infrastruktur mit Kitas, Schulen und einem verlässlichen öffentlichen Nahverkehr. „Bisher ziehen sich psychotherapeutische Praxen wie Spinnennetze entlang der Bahnlinien“, veranschaulichte Dr. Schröder.

Als Hauptgrund für drohende Defizite in der psychotherapeutischen Versorgung nannte Dr. Dietmar Schröder vor allem die Nachwuchsproblematik, die auf fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten in Brandenburg zurückzuführen ist. Im Bundesland haben inzwischen an drei Universitätsstandorten Psychotherapie-Studiengänge begonnen. Die OPK rechnet daraus ab 2027 mit jährlich rund 100 Absolventinnen und Absolventen.

Derzeit sind in der Erwachsenenbehandlung vier ambulante und vier stationäre Einrichtungen sowie in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen drei ambulante und eine stationäre Weiterbildungsstätte zugelassen. Damit kann aktuell nur ein sehr kleiner Teil der Studienabsolventinnen und -absolventen in Brandenburg eine Weiterbildung aufnehmen.

„Die Absolventinnen und Absolventen, die in Brandenburg keinen Weiterbildungsplatz erhalten, werden das Land verlassen“, prophezeit Schröder. „Das Land steht gemeinsam mit uns als OPK in der Verantwortung, dem psychotherapeutischen Nachwuchs optimale Weiterbildungsbedingungen zu bieten – etwa durch konkrete Planstellen in den brandenburgischen Krankenhäusern“, schließt Dr. Schröder ab.

Abschließend formulierten die Vertreter der Heilberufekammern gemeinsam die Forderung an die Landesregierung, einen Runden Tisch zur Sicherung der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung einzurichten.

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